#einevonacht
Neue Welt
Ein langer Flur. Am Ende ein Kunstwerk mit Frauenkörpern (und Brüsten). Stuhlreihen. In der Ecke die Anmeldung. Aufsteller mit Hinweisen zur ambulanten Chemotherapie. Ein an die Wand geklebter Zettel als Wegweiser zum Narkosegespräch. OP-Planung lese ich auf einem Türschild.
Um die Ecke: Noch mehr Stuhlreihen. Noch ein langer Gang. „Praxis für gynäkologische Onkologie“ steht auf einer Tür. Ein Schaukasten mit teilweise vergilbten Flyern. Werbung für Schminkseminare. Frauen mit Tüchern und Mützen sehe ich darauf. Strahlende Gesichter. Daneben die Vorstellung der Psycho-Onkologinnen. Und dann dieser Rollstuhl.
Den ersten Gang ins Brustzentrum werde ich nie vergessen. Neuland. Unbekanntes Terrain. Mit lauter Vorboten für das, was da kommen wird.
Oder eben auch nicht.
Heute würde ich wie ein Profi da durchmarschieren. Könnte zu allem Geschichten erzählen. Könnte relativieren oder auf Details hinweisen. Könnte alles einordnen.
Damals hatte ich keine Ahnung. Ich wusste nicht, was auch mich zukommen würde. Ich hatte keine Ahnung von Brustkrebs.
Es war der Anfang. Und es war gleichzeitig einer der Wendepunkte, dieser erste Gang ins Brustzentrum. Der erste Schritt in Richtung Auseinandersetzung mit der Krankheit. Der Beginn der Therapie. Wegmachen.
Ich war dabei, in eine neue Welt einzutauchen. Teilweise skurril, teilweise befremdlich, aber irgendwie nach einem eingespielten System sah das alles aus. Ich wusste, dass das der Ort ist, an dem mir geholfen wird, wo diejenigen hocken, die wissen, was zu tun ist. Und das hat mich beruhigt.
Wie auf Reisen habe ich begonnen, all die seltsamen Dinge zu fotografieren, die ich auf dem Weg entdecke. Und alles zu dokumentieren.
„Was würdest Du anderen Frauen, die die Diagnose Brustkrebs bekommen, mit auf den Weg geben?“, frage ich die Frauen immer, mit denen ich für #einevonacht spreche.
Von meinem ersten Gang ins Brustzentrum würde ich ihnen das hier mitgeben: Lasst Euch nicht verrückt machen. Guckt Euch alles an, saugt alles auf – und dann hört auf Euren Bauch. Ich habe mich im Sankt Gertrauden-Krankenhaus von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wäre ich weitergezogen.
EINE VON ACHT ist ein Buch von Martina Racz, ein Film von Sabine Derflinger, ein Hashtag - und ein Projekt von Rebecka Heinz