#einevonacht

Geschenke.

„Was sind die schönsten Sachen, die Du zur Chemo geschenkt bekommen hast?“, frage ich die Frauen manchmal, mit denen ich für #einevonacht spreche.

Und was dann folgt, ist ein wunderschöner Teil des Gesprächs.

Voller Liebe. Positiven Vibes. Lachen.

Ich frage, weil ich den Frauen wahnsinnig gern zuhöre, wenn sie sich an Momente erinnern, in denen ihnen jemand etwas überreicht hat, wenn sie sich an Pakete erinnern, die jemand für sie gepackt hat, wenn sie sich an die immateriellen Geschenke erinnern, an die Gesten, Worte, Taten. Daran, dass und wie Menschen ihnen gezeigt haben, dass sie bei ihnen sind, dass sie sie lieben.

Ich frage, weil mich interessiert, was andere sich überlegt haben.

Und ich frage, weil ich gern für all die Leute, die sich aktuell fragen, was sie jemandem schenken könnten, zusammentragen möchte, worüber andere Frauen sich gefreut haben, die Brustkrebs hatten.

Mit Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken kennen wir uns aus. Mit Chemo-Geschenken nicht unbedingt. Und auch wenn jede sich über etwas anderes freut, lässt sich vielleicht doch ein kleiner Fundus an Ideen zusammenstellen, der zur Inspiration dienen kann. Ein Sammelbecken mit Chemo-Geschenk-Ideen. Eine Zusammenstellung, die dabei hilft, ein Gefühl für das Geschenkespektrum zu bekommen.

Es wird also auf der Website eine Geschenke-Rubrik geben – zum Durchscrollen, zum Stöbern. Aber ohne Ranking. Keine Die-fünf-besten-Geschenke-zur-Chemo-Insta-Serie. Damit diejenigen, die einer Frau etwas schenken möchten, nicht von Sternchen oder Herzchen oder Reviews beeinflusst und in eine Richtung gelenkt werden, die vielleicht gar nicht ihre ist. Damit diejenigen, die etwas schenken möchten, in sich hinein hören und gucken können, mit welchem Geschenk sie sich wohl fühlen würden. Sei es eine Sache, eine Geste oder was auch immer. Damit sie sich treiben lassen und in Ruhe überlegen können, wie sie eine Frau mit Brustkrebs untersützen könnten, wie sie sie beschenken könnten.

Wenn ich anderen etwas mit auf den Weg geben könnte, wäre es das hier:

  • Wenn Ihr den Impuls verspürt, jemandem etwas zu schenken, macht es! Auch wenn Ihr Bedenken habt, dass es vielleicht nicht das „Richtige“, das „Passendste“, das „Beste“ ist oder dass Ihr vielleicht nicht zu den allerengsten Freund*innen gehört und es somit vielleicht irgendwie seltsam sein könnte, etwas zu schenken. Macht es. Die Geste zählt. Schreibt im Zweifelsfall eine Karte dazu, sagt, wie es Euch dabei gegangen ist, was Ihr Euch dabei überlegt habt, wie Ihr zu dem Geschenk gekommen seid.
  • Findet heraus, was zu Euch passt. Das kann etwas Materielles sein, das kann aber auch etwas Immaterielles sein.
  • Lasst Euch nicht verunsichern. Hört auf Euren Bauch. Nur weil etwas bei Etsy ganz oben ist, heißt es nicht, dass es für Euch – bzw. für die Frau, für die Ihr etwas sucht – das richtige Geschenk ist.
  • Mit Eurer Aufmerksamkeit zeigt Ihr den Frauen, dass Ihr an sie gedacht habt. Dass Ihr an sie denkt. Dass sie nicht alleine sind.

Ich habe mich über alles gefreut. Wirklich über alles.

Über Dinge, die ich in der Wohnung verteilen konnte, die ich mit zur Chemo nehmen konnte, die ich mit ins Krankenhaus nehmen konnte. Als Anker, als Erinnerung an die Personen, die mir die Sachen geschenkt haben.

Über Zeit – und Hilfe. Meine Eltern, die jedes Mal zu den Chemo-Blöcken angereist sind, um sich um uns zu kümmern und den Haushalt zu schmeißen. Die meine Tochter versorgt haben. Eine Freundin, die mit mir zur Chemo gegangen ist, um Fotos für mich zu machen. Eine Freundin, die jedes Mal meinen Hund abgeholt hat. Ohne zu fragen. Ohne, dass ich hätte überlegen müssen, ob ich ihr das zumuten kann oder nicht. Die einfach gesagt hat: „Ich hole ihn morgen ab und bringe ihn entweder heute Abend oder morgen wieder vorbei.“ Und die mir jeweils am Abend vor meiner nächsten Chemo einen Text eingesprochen, den ich am Chemo-Morgen beim Frühstück gehört habe. Den ich im Ohr hatte, wenn ich in die Chemo-Praxis gegangen bin. Manchmal mit einem Lied von ihrer Tochter dazu.

Über Rituale. Über Schönes an den Chemo-Tagen.

Über Nachrichten, die eingetrudelt sind, während die Infusionen liefen. Von überall her. Von Freundinnen und Freunden, Verwandten, Bekannten – von Menschen, die wussten, dass ich in diesem Moment die nächste Ladung bekomme. Und die so bei mir waren.

Über Überraschungen. Das Paket von den alten Kolleginnen und Kollegen, mit persönlichen Geschenken von allen. Die arschteuren Immuncocktails (oder wie auch immer man diese Drinks nennen mag), mit denen eine Freundin mich versorgt hat, alkoholfrei natürlich, pflanzlich.

Über alles. Alles hat mich gestärkt, unterstützt, gefreut, zum Lachen und Weinen und Nachdenken gebracht.

Danke.

An alle, die auch #einevonacht sind: Was sind die schönsten Geschenke, die Ihr zur Chemo bekommen habt? Wenn Ihr Lust habt, schickt mir gern eine Mail oder meldet Euch via Instagram oder LinkedIn.

EINE VON ACHT ist ein Buch von Martina Racz, ein Film von Sabine Derflinger - und als #einevonacht ein Projekt von Rebecka Heinz