
Ihr wisst nicht, in welchem Team ihr landen werdet, aber es wäre schön, wenn wir zusammen spielen würden.
Fast die Hälfte aller Menschen bekommt irgendwann Krebs.
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie früher beim Sport Mannschaften gebildet wurden? Es wurde abgezählt – reihum. Und wenn alle auf einem Haufen zusammenstanden, war manchmal nicht ganz klar, wo die Zählerei weitergeht, wer nun zu Mannschaft A und wer zu Mannschaft B kommt. Jemand geht einen Schritt nach vorne, und schon ändert sich die Reihenfolge.
Stellt Euch vor, wir würden alle zusammenstehen. Und dann zählen wir ab. A-B-A-B-A-B-A-B… Jede:r zweite kommt in Mannschaft A, ins Team Krebs. Und die anderen Zweiten ins Team Kein-Krebs.
So. Die Frage ist: In welchem Team bist du? Bist Du in Team A oder in Team B?
Niemand will freiwillig im Team Krebs sein. Aber es kann sein, dass ihr irgendwann in genau diesem Team landen werdet.
Und ja, natürlich wäre es am besten, wenn wir in der Abzählsituation einfach sagen könnten: Wir wollen alle in einem Team sein. Aber so weit sind wir bzw. so weit ist die Forschung noch nicht.
Ich wünsche allen, dass sie nicht ins Team Krebs kommen.
Und wenn ihr irgendwann in eurem Leben ins Team Krebs kommt, dann wünsche ich euch,
- dass ihr für eine Firma arbeitet, die euch nicht aufs Abstellgleis verfrachtet
- dass ihr von Menschen umgeben seid, die euch unterstützen, euch aufbauen, euch stärken
- dass euer Umfeld euch das Gefühl gibt, weiterhin ganz normal Teil der Gemeinschaft zu sein
- dass ihr nicht bewusst oder unbewusst ausgegrenzt werdet
- dass ihr nicht in eine Opfer-Rolle gedrückt werden
- dass ihr einen für euch guten Weg findet, mit der Krankheit umzugehen
- dass die Krankheit nur eine Phase in eurem Leben ist
- dass ihr die Krankheit übersteht und danach gut weitermachen könnt.
Und euren Arbeitgebenden, euren Kolleg:innen, Vorgesetzten, Mitarbeiter:innen – eurem Arbeitsumfeld – würde ich, wenn ich könnte, gern das hier mit auf den Weg geben:
- nutzt eure Macht
- schafft Räume
- baut eine Arbeitswelt, in der Menschen krank sein, eine Pause machen und danach weiterarbeiten können
- findet heraus, was die Menschen in Team A brauchen
- kreiert neue Modelle
- sorgt für eine gute Kommunikation, einen Umgang auf Augenhöhe – während der gesamten therapie-, Erholungs- und Wiedereinstiegsphase
- sorgt für Wertschätzung
- sorgt für das Gefühl von #belonging
Sprecht miteinander. Und guckt, was ihr braucht.
Ihr wisst nicht, in welchem Team ihr landen werdet. Aber schön wäre es, wenn wir zusammen spielen würden. Wenn wir, egal in welchem Team, dafür sorgen, dass wir eine gute Zeit haben.
Vielleicht hilft die Goldene Regel dabei, unsere (Arbeits-)Welt zu gestalten.
„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
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Hier die Zahlen vom ZfKD: „Mehr als zwei von fünf Frauen (43%) und etwa jeder zweite Mann (51%) in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs.“


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