Heute vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal diesen schwarzen Fleck gesehen. Ich liege bei meiner Frauenärztin auf der Liege, starre auf den Bildschirm des Ultraschallgeräts, sehe, wie das Gewebe in meiner Brust unter dem Druck hin und her rutscht, wie dieser Fleck sich mit bewegt aber da bleibt, groß und schwarz. Und denke: WTF.

WTF. Leere. Schock. Und Ohnmacht.

Ich wusste, dass es nicht gut ist. Ich wusste, dass das riesengroßer Mist ist.

Es war ein Freitag. 

Nach dem Wochenende bin ich mit flauem Magen zur ersten Biopsie gegangen. Die Ärztinnen dort haben mir was von einem Fibroadenom erzählt. Was ich erst nach einigen Nachfragen einordnen konnte. Die Kalkstraßen seien ein Zeichen dafür. Was ich später komplett anders lese. 

Für den Moment lässt mich die Fibroadenom-Theorie aufatmen. Wir gehen an dem Abend Sushi essen. Freuen uns, dass wohl doch alles o.k. ist. 

Wenn ich die Bilder heute sehe, denke ich: Wie absurd. 

Diese verfrühten Theorien, gekoppelt mit dem “aber sicher wissen wir das erst, wenn der Befund da ist” – darauf hätte ich gut verzichten können. Ich bin keine Ärztin, ich bin darauf angewiesen, dass die Leute, die auf die Geräte gucken, wissen, was sie da sehen. Und ich hätte mir gewünscht, dass sie kommunikativ und psychologisch fitter gewesen wären.

Für mich wäre es besser gewesen, wenn sie einfach nichts gesagt hätten. Wenn Sie – wie meine spätere Ärztin – einfach gesagt hätten: “Da ist ein Knoten, und wir gucken jetzt, was das für einer ist.”

Durch die verfrühten Theorien war die Achterbahnfahrt noch viel krasser. Zwischen Hoffnung, Realität und Todesangst. 

Der Tag, an dem ich den schwarzen Fleck zum ersten Mal gesehen habe, ist für mich aus heutiger Sicht der Zäsur-Tag. Noch mehr, als der Tag, an dem die Diagnose kam. Es ist der Tag, an dem der ganze Schrott los ging. Der Tag, ab dem es bergab ging. Wenn es zwei Optionen gab, hatte ich immer die schlechtere. Jackpot. 

Und während ich das hier schreibe, bekomme ich Nachrichten von einem Freund aus Israel. Und ich denke: Worüber mache ich mir eigentlich Gedanken…

Ich wusste, dass es nicht gut ist. Ich wusste, dass das riesengroßer Mist ist.

#einevonacht I Brustkrebs I Rebecka Heinz

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Diagnose-Jubiläum. Und ich hätte heute überhaupt keinen Bock gehabt, zu arbeiten.

Zwei Jahre ist es her. Vor zwei Jahren habe ich den Anruf bekommen. Am 18.10.2021. Kurz nach 16:30 Uhr. Es war ein Montag. Am Vormittag hatte ich hinterher telefoniert. 

Bei meiner Frauenärztin: „Ist das Ergebnis schon da?“ In der Röntgenpraxis, wo die Biopsie gemacht worden war: „Haben Sie den Befund bekommen? Im Labor (wobei ich mich noch heute wundere, dass die Röntgenpraxis die Nummer rausgerückt hat): „Haben Sie den Befund schon fertig? Können Sie mir sagen, wann Sie ihn verschicken?“

Ich wollte es wissen. Obwohl ich es schon wusste. Ich wusste, dass es nicht gut ist.

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Manchmal ist der Kopf einfach leer.

Ich sitze vor meinem Rechner und gucke aus dem Fenster. Gefühlt mache ich das schon den ganzen Tag. Zwischendurch ein Call. Dann gucke ich wieder aus dem Fenster. Gieße mir noch einen Tee ein.

Wirklich schön, diese Bäume. Ah, der Wind,… Blauer Himmel. Schön. Viel mehr passiert in meinem Kopf nicht. “Du müsstest eigentlich jetzt was bei LinkedIn posten. Take Aways vom Wochenende. PINK STYLE TOUR. Keynote. Du hast extra die Fotos vorab bekommen…”

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Wenn das Rezidiv trotzdem kommt

Gestern hat mir eine Freundin erzählt, dass ihre Schwester ein Rezidiv bekommen hat. Gleiche Tumor-Art, die Therapie wird jetzt angepasst. Medizinisch mag das simpel klingen. Psychisch ist das der Worst Case, glaube ich.

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#business #stories: Kontrolluntersuchungen können das Revival der Hölle sein

Diese Woche hatte ich einen meiner Kontrolltermine. Und natürlich habe ich beim Rausgehen aus der Kabine nicht die Augen zugemacht sondern einen blitzschnellen Miniblick auf den Monitor der Ärztin geworfen. Schön blöd. Als ob ich da was erkennen würde… Das einzige, was ich gesehen habe, waren kleine dunkle Fleckchen. Ein Mini-Blick – und er reicht, um mich in die Staging-Zeit zurück zu katapultieren. Kontrolluntersuchungen können innerhalb weniger Sekunden vom routinierten Standardtermin zum Revival der Hölle werden.

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EINE VON ACHT ist ein Buch von Martina Racz, ein Film von Sabine Derflinger, ein Hashtag – und ein Projekt von Rebecka Heinz